Trauer nach Laborfehler

Nachdem ich am Freitag im Krankenhaus war, kam ich aus der Trauer und dem Weinen nicht mehr raus.

Ich, 26, ging am Freitag wegen starken Kopfschmerzen, Übelkeit und Ohnmachtsanfall ins Krankenhaus. Der Arzt ordnete ein CT an und fragte nach einer bestehenden Schwangerschaft. Die Frage ob ich schwanger bin, stellt sich mir nicht, habe ich doch seit einem Jahr ein Hormonstäbchen. Sie nahmen mir noch Blut ab und ich wartete auf das CT.

Nach einiger Wartezeit wurde ich zur Radiologie gebracht, wo sich die Ärztin erneut nach einer Schwangerschaft erkundigt hat, da die Strahlenbelastung bei einem CT sehr hoch ist. Natürlich verneinte ich.So kam ich in die Röhre. Doch bevor das Ganze begann, wurde abgebrochen und die Ärztin kam zu mir mit der Frage “Wissen wir mehr als sie? Sie sind in der ersten Woche schwanger

Ich kann nicht mal beschreiben, was ich fühlte. Es war nicht unbedingt Glück oder überschwängliche Freunde, aber genau so wenig war es Verzweiflung oder Angst. Ich saß einfach nur heulend da.

Sie fuhren mich zurück in den Warteraum, wo mein Freund wartete. Auf dem Weg dorthin hat der Arzthelfer noch gesagt, dass wenn ich schwanger bin, ein CT meinem Kind schaden kann. “Mein Kind“, es war surreal.

Ich war nun neben meinem Freund, der wirklich verwundert war, warum ich heulend vom CT wiederkomme, ist das nun wirklich nicht schmerzhaft. In dem Moment wusste ich, dass ich es ihm sagen muss, hatte auch keine Angst, dass er schlecht reagiert, aber es ist halt doch eine große Nachricht.

Er hat so unglaublich gut reagiert. Zwar hat sein Gehirn mal eine halbe Minute gebraucht, um es zu realisieren, aber dann haben wir überlegt, wie es weitergeht. Da wir beide Studierenden, ich mir gerade mal die Miete leisten kann und gerade meinen Job wechsel, außerdem auf einer Dauermedikation von Psychopharmaka bin (Borderline, Depression) und wir keinen geregelt Tagesrhythmus haben, sind die Bedingungen wirklich nicht ideal.Zwar haben wir beide schon ein abgeschlosses Studium sowie die Unterstützung von Familien (zumindest bei diesem Thema) und Freunden, aber eigentlich würde ich meinem Kind gerne mehr bieten können.

Nach einer halben Stunde, in der meine Gedanken auf Hochtouren liefen, kam der Arzt zu uns mit einer guten/schlechten Nachricht: es scheint sich um einen Laborfehler zu handeln, sie überprüfen das.

Ich fing wieder an zu heulen. War ich glücklich? Ich denke, denn es besteht die Chance, dass unser Leben wie gewohnt weitergeht und wir unsere Kinderpläne vielleicht doch so umsetzen können, wie wir es uns vorstellen. Alles logische in mir war erleichtert, ich denke ich war wirklich erleichtert. Nach einer weiteren Stunde kam die Bestätigung: nicht schwanger. Ich heulte wieder, mittlerweile weiß ich schon gar nicht mehr warum.

Der Rest verlief unspektakulär, es dürfte ein Migräneanfall gewesen sein und ich kam einige Zeit später heim. Dann haben mein Freund und ich noch lange über alles gesprochen. Wie wir uns die Zukunft vorstellen, was wir gemacht hätten, dass wir uns in Zukunft auf eine Familie freuen und so weiter.

Trotzdem machte sich in mir eine Trauer breit. Ich war nicht schwanger. In keinem Moment war ich eine werdende Mutter. Nur für eine kurze Zeit dachte ich, dass ein Kind in mir heranwächst. Es war nur ein Fehler, es ist nichts passiert. Aber es fühlt sich an, als hätte ich etwas verloren.

Am Freitag war ich danach sehr nachdenklich und häufig kurz vorm Weinen. Am Samstag empfand ich nichts als Trauer. Habe keinen Appetit, kein Interesse an Ausflügen, spüre aber genau so wenig den Stress, dass ich noch Dinge zu erledigen habe. Ich starre einfach in die Leere, will nicht reden, bin einfach nur traurig.

Da ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll und eigentlich keinen Grund habe Trauer zu verspüren, habe ich online nach Antworten gesucht, aber ich wusste nicht einmal nach was ich eigentlich suchen soll. Habe ich doch nichts verloren und besser ist es eigentlich auch, dass die Schwangerschaft nur ein Laborfehler war.

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